Herzinfarkt – Patienteninformationen
Notfall-Information: Bei welchen Symptomen sofort Notarzt (112) rufen?
Bei einem oder mehreren der folgenden Symptome sofort den Notarzt rufen:
- Übermäßig starke Schmerzen in der Brust hinter dem Brustbein – Mediziner sprechen vom „Vernichtungsgefühl“ oder „Vernichtungsschmerz“
- Ausbruch von kaltem Schweiß, Schwächegefühl, Übelkeit, Erbrechen, fahle Hautfarbe
- Engegefühl in der Brust, als ob der Brustkorb eingeschnürt wäre
- Große Unruhe, die auf Todesangst hinweist
Dieser Text dient der allgemeinen Patienteninformation. Versuchen Sie nicht, die Gefahr eines Herzinfarktes anhand eines Textes aus dem Internet oder aus einem Buch selbst einzuschätzen. Wählen Sie die Nummer des Rettungsdienstes 112 – lieber einmal mehr als nötig.
Was ist ein Herzinfarkt?
Der Herzinfarkt (Myokardinfarkt) ist eine der schwersten Folgen der Atheromatose (Bildung von Plaques in den Gefäßen). Er zählt zu den häufigsten Todesursachen. In diesem Artikel schreibt unser Kardiologe Dr. med. Athanasios Konstantinou über den Herzmuskel, die Bildung von Plaques (Ablagerungen), den Verschluss der Herzkranzgefäße, die Vorboten des Herzinfarkts und die Therapie. Ein Herzinfarkt kann die Folge der koronaren Herzkrankheit (KHK) sein.
Warum sollten Sie bei Herzinfarkt-Verdacht den Notarzt rufen?
„Der Notarzt ist hier so wichtig, weil der Herzinfarkt jederzeit in Herzkammerflimmern übergehen und der Patient in wenigen Minuten am plötzlichen Herztod versterben kann.“ Das schreibt die Deutsche Herzstiftung auf ihrer Internetseite.
Bei Anzeichen eines Herzinfarktes rufen Sie bitte grundsätzlich den Notarzt – auch mitten in der Nacht und am Feiertag.
Was passiert bei einem Herzinfarkt?
Bei einem Herzinfarkt kommt es zum Verschluss eines Herzkranzgefäßes. Infarkt kommt von lateinisch infarctum zu farciere = stopfen. Der Infarkt des Herzens ist somit – für medizinische Laien einfach ausgedrückt – der akute Verschluss eines Herzkranzgefäßes.
Welche Folgen kann ein Herzinfarkt haben?
Zu den Folgen eines Herzinfarktes bzw. Myokardinfarktes zählt das Absterben von Herzmuskelzellen wegen der akuten Sauerstoffunterversorgung, die von der Mangeldurchblutung kommt.
Was sind typische Herzinfarkt-Symptome?
- Zu den Herzinfarkt-Symptomen zählen übermäßig starke Schmerzen hinter dem Brustbein. Die betroffenen Personen berichten von einer Ausstrahlung der Schmerzen in den linken Arm und die Schulter. Auch der Unterkiefer und der Oberbauch können von den Herzinfarkt-Schmerzen betroffen sein.
- Da bei einem Herzinfarkt der Herzmuskel nicht mehr mit ausreichend Sauerstoff versorgt wird, kommt es zu einer akuten Luftnot. Die Patienten berichten von größter Unruhe, die sich bis zur Todesangst steigert.
- Die Gesichtsfarbe nimmt blass-graue Züge an.
- Im Extremfall kann ein Herz-Kreislauf-Stillstand eintreten.
- Deshalb ist es lebensentscheidend, bei den hier beschriebenen und ähnlichen Anzeichen für einen Herzinfarkt sofort den Rettungsdienst zu rufen.
Gibt es auch Herzinfarkte ohne Symptome?
Es gibt asymptomatische, stumme Herzinfarkte. Bis zu 45 Prozent aller Herzinfarkte verlaufen ohne eindeutige Symptome. Von einem stummen Herzinfarkt spricht man in der Medizin, wenn der Myokardinfarkt ohne die typischen, oben beschriebenen Symptome verläuft.
Symptome, die auf einen stummen Herzinfarkt hinweisen können, sind Müdigkeit, Unwohlsein, Antriebslosigkeit und Atemnot. Auch bei diesen Anzeichen sollten Sie einen Arzt rufen, denn ein stummer Herzinfarkt ist genauso gefährlich wie ein Infarkt mit Symptomen.
Was ist Erste Hilfe zu Hause bei einem Herzinfarkt?
Zu den Erstmaßnahmen bei einem Herzinfarkt zählt es, den Patienten mit angehobenem Oberkörper zu lagern und sofort den Rettungsdienst zu kontaktieren.
Bis zu 1000 mg Aspirin können bei einem Herzinfarkt als Erste-Hilfe-Medikation genommen werden. ASS (Handelsname Aspirin) zählt zu den Thrombozyten-Aggregationshemmern. Diese Medikamente helfen, die Verklebung der Plättchen im betroffenen Gefäß zu verhindern.
Wie werden Patienten im Krankenhaus nach dem Infarkt behandelt?
Im Krankenhaus geht es in erster Linie darum, die Patienten kreislaufstabil zu halten. Das vom Infarkt betroffene Gefäß soll erkannt werden, um den Blutfluss im Gefäß wiederherzustellen. Hier wird klassischerweise eine Coronarangiographie (Herzkatheter) durchgeführt. Diese verfügt über einen hohen diagnostischen sowie therapeutischen Wert. Im Rahmen einer Cororarangiographie wird die Stelle der Verstopfung erkannt und mit Hilfe von Angioplastie und Stentanlage (das Setzen eines Stents) wird der Fluss wieder hergestellt.
Welche Behandlungen gibt es nach dem Herzinfarkt?
Nach der akuten Intervention in der Klinik durch den invasiven Kardiologen muss ein Herzinfarkt-Patient langfristig vom Kardiologen eingestellt und regelmäßig überwacht werden (Echokardiographie, Stressechokardiographie, Risikostratifizierung, EKG Kontrollen, Labor Analysen).
Was können die Patienten nach einem Herzinfarkt selbst tun?
Zu den wichtigsten Maßnahmen, an denen die Patienten beteiligt werden, zählen:
- Optimierte Fettstoffwechseleinstellung – ggf. lipidologische Vorstellung
- Behandlung von weiteren Risikofaktoren (Diabetes Mellitus, Bluthochdruck)
- Verzicht auf Nikotin
- Abbau von Übergewicht, denn Adipositas ist einer der großen Risikofaktoren
- Lebensstilmodifikation, z. B. Umstellung der Ernährung und Einleitung von Ausdauertraining – ggfs. sportkardiologische Vorstellung.
Was sind die Folgen unentdeckter und unbehandelter Herzinfarkte?
- Ein unentdeckter Herzinfarkt kann zu lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen, dem gefürchteten Kammerflimmern, führen. Das Herzkammerflimmern zählt nach einem akuten Herzinfarkt zu den am häufigsten berichteten Folgen.
- Durch die Schädigung des Herzmuskels kann eine akute Herzschwäche die direkte Folge des Herzinfarktes sein.
- Je mehr Herzmuskelgewebe beim Herzinfarkt durch Unterversorgung abstirbt, desto schlechter sind die Prognosen für den Patienten.
Deshalb kommt es bei einem Herzinfarkt in besonderem Maße auf schnelle ärztliche Hilfe an. Jede Minute zählt.
Wie schon am Anfang beschrieben: Wählen Sie im Zweifelsfall die Nummer des Rettungsdienstes 112. Dieser Hinweis gilt besonders für Frauen. Bei Frauen kommt es zu einer anderen Infarkt-Symptomatik als bei Männern.
Welche Lebenserwartung haben Infarkt-Patienten?
Herzinfarkt-Patienten, die noch vor einigen Jahren eine schlechte Prognose hatten, können heute ein hohes Alter erreichen. Der aktuelle Stand der kardiologischen Versorgung ist heute sehr weit entwickelt. Hier spielt neben der Behandlung im Katheterlabor die Sekundär-Prophylaxe bzw. die optimale Einstellung der sekundären kardiologischen Risikofaktoren eine große Rolle.
Wie können Patienten mit dem Trauma eines schweren Infarktes umgehen?
Nach einem schweren Herzinfarkt mit akuter Lebensgefahr kann es zu Wesensveränderungen kommen. Einen schweren Herzinfarkt mit dem Vernichtungsschmerz und lebensbedrohlicher Atemnot zu erleiden, ist ein existenzielles, traumatisches Ereignis.
Deshalb ist es wichtig, dass die Herzinfarkt-Patienten das Erlebte besprechen und verarbeiten können. Es ist entscheidend, dass die betroffenen Personen das Ereignis, aber auch das nun bestehende erhöhte Risiko einzuordnen lernen, denn:
Die Gefahr eines weiteren Infarkts besteht grundsätzlich.
Negativ wirkt es sich aus, wenn sich Menschen nach einem Herzinfarkt zurückziehen und passiv werden. Wenn es zu einer längeren Phase mit depressiver Verstimmung kommt, so wirkt sich diese ebenfalls negativ auf das Herz-Kreislauf-System aus.
Die Patienten müssen daher lernen, für Ausgleich zwischen Anspannung und Entspannung zu sorgen.
Oft kommt es im Vorfeld eines Herzinfarktes zu einem Missverhältnis zwischen Stress und Abstand vom Stress: Überlastung wird oft mit Alkohol oder Essen zu regulieren versucht.
So entsteht ein ungesunder Kreislauf, in dem irgendwann des Myokardinfarkt als Warnung zur Umkehr steht.
Wie finden Infarktpatienten das richtige Maß aus Entlastung und gesunder Belastung?
Grundsätzlich geht es nach einem Herzinfarkt um die Schonung vor schädlichen Belastungen aller Art. Herzinfarkt-Patienten benötigen ein ausgeglichenes Verhältnis aus Anspannung und Schonung
- Gesunde Belastung des Herz-Kreislauf-Systems, z. B. durch ausgiebige Bewegung an der frischen Luft
- Anregende mentale Aktivität, um dem Grübeln und einer Depression vorzubeugen
- Maßvoller und zielgerichteter Umgang mit der Ernährung
- Verzicht auf Alkohol und selbstverständlich auf Nikotin
Wie lange dauert die Erholung nach einem Herzinfarkt?
Die Dauer der Rekonvaleszenz-Phase variiert je nach Schwere des Herzinfarkts und erfolgter Behandlung und Reha. Deshalb lassen sich keine pauschalen Informationen zur Erholung nach einem Infarkt geben.
Wie sieht die Prognose bei rechtzeitig behandelten Herzinfarkten aus?
Bei rechtzeitig behandelten Herzinfarkten ergibt sich eine gute Prognose. Wenn der erste Herzinfarkt rechtzeitig behandelt wird, ergibt sich für den Patienten eine meistens gute Prognose. Bei adäquater Umstellung des Lebensstils können viele Herzinfarkt-Patienten eine normale Lebensqualität erreichen.