Gesundheit: Übersichtsseite zu Gesundheitsthemen

Was ist Gesundheit?

Wie erhalte ich meine Gesundheit?

Wie kann ich meine Gesundheit wiederherstellen?

Gesundheit: Übersichtsseite zu Gesundheitsthemen

Was ist Gesundheit? Wer beschreibt und erlebt sie wie?

Diese Seite bietet allgemeine und spezielle Gesundheitsinformationen aus der Praxis für Patienten und Angehörige.

Inhaltsverzeichnis

Dr. med. Ala Wiener Internistin

Dr. med. Ala Wiener, Internistin, Ärztliche Leitung Facharztzentrum International Frankfurt

Autorin: Dr. med. Ala Wiener

Fachrichtung: Fachärztin für Innere Medizin

Position: Ärztliche Direktion im Facharztzentrum International Frankfurt

Veröffentlichungsdatum: 25.02.2021

Kurzdefinition Gesundheit

Gesundheit kann subjektiv als Zustand von Beschwerdefreiheit beschrieben werden. Der Mediziner nimmt bei der Gesundheitsuntersuchung (Check-up) auch von Patienten unbemerkte Störungen und Erkrankungen in den Blick (z. B. Bluthochdruck). Früher hatte man zwischen körperlicher und seelischer Gesundheit unterschieden. Heute sieht man Psychosomatik als das natürliche Wechselspiel zwischen physischen und psychischen Abläufen. Gesundheit lässt sich durch viele Faktoren – Ernährung, Bewegung, Verzicht auf den Konsum gesundheitsschädlicher Substanzen, eine gesunde Einstellung zum Leben und Pflege guter Gesellschaft – positiv beeinflussen.

Gesundheit in Zeiten einer Pandemie (Corona)

Speziell in einer Pandemie ist es entscheidend, die Gesundheit zu überwachen. Fachärzte verschiedener Disziplinen beschrieben eine Zunahme von Erkrankungen: weil Menschen aus Angst vor Ansteckung mit dem Coronavirus wichtige Arztbesuche ausfallen lassen. So wurde von einem Anstieg bei den Darmkrebserkrankungen berichtet. Heute ist vor allem das Long-Covid- / Post-Covid-Syndrom ein Thema in den Arztpraxen.

Was ist Gesundheit bei näherer Betrachtung?

Für das Thema Gesundheit gibt es viele Definitionsmöglichkeiten. Gesundheit ist das von außen messbare und vom Individuum beschreibbare Resultat systemisch intakter Interaktion psychischer und physischer Faktoren (Psychosomatik); dieses Zusammenspiel ermöglicht einem Menschen, im angemessenen Wechsel von Anspannung und Entspannung (z. B. Sport / Arbeit und Ruhe / Rückzug) und in Interaktion mit anderen Menschen als gesund im Sinne dieser Beschreibung zu leben, soziale Beziehungen einzugehen, Verantwortung für seine Lebensgestaltung zu übernehmen und gesunde Grenzen zu ziehen.

Unsere Übersicht der Definitionen von Gesundheit

Beim Thema Gesundheit nennen wir hier die Schulmedizin und die Naturheilkunde als zwei einander ergänzende Verfahren.

Was ist Gesundheit aus schulmedizinischer, naturwissenschaftlicher Sicht?

Gesundheit lässt sich als rein naturwissenschaftlich-medizinisches Modell definieren. Die naturwissenschaftlich orientierte (klassische) Schulmedizin lässt einen Mediziner durch Diagnostik feststellen, ob ein Mensch z. B. eine Infektion in sich trägt. Die Infektion wird dann – in Abgrenzung zur Gesundheit – als Erkrankung beschrieben, die es zu kurieren gilt.

Gesundheit in ganzheitlich-naturheilkundlicher Betrachtung

Gesundheit können wir in der Literatur und in vielen Gesundheitsangeboten auch als ganzheitlichen Begriff finden. Beispiele sind die traditionelle chinesische Medizin und die Naturheilkunde. Naturheilkundlich orientierte Mediziner sehen das, was in der klassischen Medizin vor allem als Symptom gilt, nicht immer ausschließlich als Krankheitszeichen.

  • Ein Symptom kann auf der phänomenologischen Ebene auch als folgerichtige Reaktion des Organismus auf einen Einfluss gelten
  • Plötzlich einsetzender Schwindel kann z. B. auch als eine kompetente und folgerichtige psychosomatische Reaktion verstanden werden
  • Schwindel kann auf eine Überforderung hinweisen. Beispiel: Ein Mensch befindet sich in einer Situation, in der seine Aufmerksamkeit gleichzeitig von vielen Themen und Faktoren beansprucht wird: Stress und Überforderung
  • Auf der psychosomatischen Ebene gibt es Wechselwirkungen, die wie Übersetzungen der Psyche ins Körperliche wirken
  • Der Körper drückt den Zustand psychischer und nervlicher Überlast mit dem Phänomen eines Drehschwindels aus.
  • Der Mensch muss sich setzen oder hinlegen – wird also zur Schonung angehalten.
  • In dieser Betrachtung ist der Schwindel zwar unangenehm, er bewahrt die Person aber womöglich vor einem kapitalen Erschöpfungszustand

So definiert die WHO (Weltgesundheitsorganisation / World Health Organisation) den Begriff Gesundheit

„Gesundheit ist ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen.“

„Health is a state of complete physical, mental and social well-being and not merely the absence of disease or infirmity.“ – Link zur WHO.

Die WHO-Definition von Gesundheit beschreibt natürlich einen rein theoretischen Zustand, der selten dauerhaft erreichbar ist. Der definitionsbedingte Anspruch auf vollständige körperliche, geistige und soziale Wohlergehen würde jegliche Form von Infekt, Konflikt oder tagesformbedingter Stimmungseintrübung bereits als nicht gesund bzw. krank im Sinne dieser Definition erscheinen lassen. Tatsächlich kann sich ein Mensch mit Neigung zur Melancholie oder mit latenten Konflikten in seiner Familie durchaus als gesund beschreiben und auch so erleben.

Friedrich Nietzsche findet eine bescheidenere Definition von Gesundheit, indem er Gesundheit als dasjenige Maß an Krankheit beschreibt, das es ihm noch erlaube, seinen wesentlichen Beschäftigungen nachzugehen. Der Philosoph erkennt also an, dass Gesundheit kein Zustand von 100 Prozent ist, sondern Einschränkungen unterliegen kann und somit Kompromissbereitschaft voraussetzt.

Friedrich Nietzsche: Gesundheit als dasjenige Maß an Krankheit, das es noch erlaubt, wesentlichen Beschäftigungen nachzugehen.

Definition von Gesundheit durch Aaron Antonovsky – Prinzip der Salutogenese

Salutogenese (Kompositum aus lat. salus = gesund und lat. genere = hervorbringen) ist ein positiv geprägtes Bild von Gesundheit. Im Unterschied zur Pathogenese (was macht krank?) stellt die Salutogenese die Frage, was gesund werden lässt.

Der salutogenetische Fokus auf Faktoren, die Gesundheit begünstigen, bringt viele Vorteile.

Beispiel Suchtverhalten. Rauchen wirkt sich verheerend auf die Gesundheit aus. Das ist bekannt. Viele Menschen versuchen, das Rauchen aufzuhören. Und sie scheitern. Aus pathogenetischer Sicht lässt das Rauchen schwere Erkrankungen entstehen. Wer das Rauchen aufgibt, reduziert somit ein Risiko. Und was steigert er, was gewinnt der Mensch, der nicht mehr raucht? Womit fängt er an?

Die Salutogenese blickt hier nicht nur auf die Abwesenheit von Krankheit oder das Wegfallen von Risiko. Salutogenese fragt weiter: Was lässt bei einem Menschen, der das Rauchen aufgibt, neue, stabile Gesundheit entstehen? Hier kommen neben den körperlichen auch psychische und soziale Faktoren ins Spiel. Wenn der Ex-Raucher sich als Gewinner sieht, steht nicht mehr der Verzicht, das Aufhören im Mittelpunkt.

Gesundheit ist aus Sicht der Salutogenese kein statischer Zustand (Homöostase – entweder, oder), sondern ein vom Menschen beeinflussbares, dynamisches Spiel aus Wechselwirkungen (Heterostase – sowohl, als auch). Aaron Antonovsky vergleicht eine gesunde Lebensführung mit dem Verhalten eines Schwimmers, der in den Fluss des Lebens eintaucht und das Schwimmen lernt. Zu diesem Fluss des Lebens zählen natürlich auch alle Unwägbarkeiten des Lebens, die Blessuren, Infekte und Schrammen, sorgenvolle Gedanken, die ein bewegter, belebter Alltag mit sich bringt.

Gesundheit – Zusammenfassung von Definitionen und ihren Auswirkungen

Jede Definition hat Auswirkungen. Wer z. B. eine Freundschaftsbeziehung nur dann als gute Beziehung beschreibt, wenn diese frei von Dissens ist, scheitert an der Beziehung. Eine statische oder digitale Definition von Zuständen ist mit dem Leben nicht vereinbar. Es ist daher wichtig, Gesundheit genau zu definieren.

Entsprechend differenziert ist das Thema Gesundheit zu betrachten.

  • Schulmedizin, basierend auf Anatomie und Biologie: Gesundheit lässt sich durch körperliche Untersuchungen, im Labor und durch bildgebende Verfahren analysieren. Krankheiten und Störungen können je nach Diagnose durch invasive (Operationen) und nicht-invasive Behandlungen (z. B. Physiotherapie), durch pharmakologische Therapie, Kuren und Psychotherapie geheilt werden.
  • Über die Schulmedizin hinaus (und begleitend zur Schulmedizin) gibt es alternative, ganzheitliche Heilverfahren und Betrachtungsweisen wie die Naturheilkunde, die Akupunktur, die Meditation und Psychotherapiemodelle wie die systemische Therapie, die Hypnotherapie und die hypnosystemische Therapie. Diesen Ansätzen ist gemeinsam, dass sie Wohlergehen und Gesundheit in weiteren, längst nicht vollständig erforschten Zusammenhängen sehen. Biochemie und Genexpression können sowohl In Vivo (auf körperlicher Ebene) und In Vitro (im Reagenzglas), als auch In Pleno (in der psychosomatischen Gesamtheit) gesehen werden.

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