Hypotonie: wissenschaftlicher Hintergrund
Hypotonie – Überblick über Forschungsergebnisse
Hypotonie, oder niedriger Blutdruck, ist ein Zustand, der in verschiedenen klinischen Szenarien auftreten kann und unterschiedliche Auswirkungen auf die Gesundheit hat. Die Forschung zu Hypotonie umfasst verschiedene Formen und Ursachen, einschließlich orthostatischer, postprandialer und intraoperativer Hypotonie.
Formen der Hypotonie
Orthostatische Hypotonie
Orthostatische Hypotonie (OH) ist durch einen Blutdruckabfall beim Aufstehen gekennzeichnet und tritt häufig bei älteren Menschen auf. Sie kann mit neurodegenerativen Erkrankungen assoziiert sein und erhöht das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse und Mortalität (Ricci et al., 2015; Freeman et al., 2018). Die Behandlung umfasst sowohl nicht-pharmakologische als auch pharmakologische Ansätze, wobei die Entfernung hypotensiver Medikamente und die Volumenauffüllung im Vordergrund stehen (Freeman et al., 2018).
Posturale Hypotonie
Posturale Hypotonie ist ein spezifischer Fall der orthostatischen Hypotonie, bei dem der Blutdruckabfall innerhalb von drei Minuten nach dem Aufstehen auftritt. Risikofaktoren sind Alter, Diabetes und bestimmte Medikamente. Die Behandlung zielt darauf ab, Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern (Gilani et al., 2021).
Postprandiale Hypotonie
Postprandiale Hypotonie tritt nach dem Essen auf und ist besonders bei älteren Menschen verbreitet. Die Pathophysiologie ist komplex und umfasst Faktoren wie die Freisetzung vasodilatatorischer Peptide und die Ansammlung von Blut im splanchnischen Bereich. Die derzeitigen Behandlungsansätze sind unzureichend, was weitere Forschung erfordert (Trahair et al., 2014).
Intraoperative Hypotonie
Intraoperative Hypotonie ist ein häufiges Problem während chirurgischer Eingriffe und kann postoperative Komplikationen wie Myokardschäden und Nierenverletzungen verursachen. Die Kontrolle des Blutdrucks während der Operation ist entscheidend, um diese Risiken zu minimieren. Neue Techniken und Medikamente werden entwickelt, um die Hypotonie zu kontrollieren, ohne die Organperfusion zu beeinträchtigen (Murabito et al., 2022; Filiberto et al., 2021).
Kontrollierte Hypotonie
Kontrollierte Hypotonie wird in der Chirurgie eingesetzt, um Blutungen zu reduzieren und ein blutfreies Operationsfeld zu schaffen. Verschiedene pharmakologische Mittel werden verwendet, um den Blutdruck gezielt zu senken, wobei die Risiken sorgfältig abgewogen werden müssen (Degoute, 2012).
Herausforderungen und zukünftige Forschungsrichtungen
Die Definition und das Management von Hypotonie variieren stark, was die Vergleichbarkeit von Studien erschwert. Es besteht ein Bedarf an standardisierten Definitionen und Behandlungsprotokollen, um die klinischen Ergebnisse zu verbessern. Zukünftige Forschung sollte sich auf die Entwicklung effektiverer Behandlungsstrategien konzentrieren, die die zugrunde liegenden Mechanismen der verschiedenen Formen der Hypotonie adressieren (Meng, 2021; Lee et al., 2017; Hästbacka et al., 2020).
Hypotonie ist ein komplexes und vielschichtiges Problem, das eine differenzierte Herangehensweise in der Diagnose und Behandlung erfordert.
Wissenschaftliche Studien zu Hypotonie
Meng, L. (2021). Heterogeneous impact of hypotension on organ perfusion and outcomes: a narrative review.. British journal of anaesthesia.
Gilani, A., Juraschek, S., Belanger, M., Vowles, J., & Wannamethee, S. (2021). Postural hypotension. BMJ, 373.
Degoute, C. (2012). Controlled Hypotension. Drugs, 67, 1053-1076.
Ricci, F., De Caterina, R., & Fedorowski, A. (2015). Orthostatic Hypotension: Epidemiology, Prognosis, and Treatment.. Journal of the American College of Cardiology, 66 7, 848-860.
Freeman, R., Abuzinadah, A., Gibbons, C., Jones, P., Miglis, M., & Sinn, D. (2018). Orthostatic Hypotension: JACC State-of-the-Art Review.. Journal of the American College of Cardiology, 72 11, 1294-1309.
Lee, J., George, R., & Habib, A. (2017). Spinal-induced hypotension: Incidence, mechanisms, prophylaxis, and management: Summarizing 20 years of research.. Best practice & research. Clinical anaesthesiology, 31 1, 57-68.
Hästbacka, J., Kirkegaard, H., Søreide, E., Taccone, F., Rasmussen, B., Storm, C., Kjaergaard, J., Laitio, T., Duez, C., Jeppesen, A., Grejs, A., & Skrifvars, M. (2020). Severe or critical hypotension during post cardiac arrest care is associated with factors available on admission – a post hoc analysis of the TTH48 trial.. Journal of critical care, 61, 186-190.
Murabito, P., Astuto, M., Sanfilippo, F., La Via, L., Vasile, F., Basile, F., Cappellani, A., Longhitano, L., Distefano, A., & Volti, L. (2022). Proactive Management of Intraoperative Hypotension Reduces Biomarkers of Organ Injury and Oxidative Stress during Elective Non-Cardiac Surgery: A Pilot Randomized Controlled Trial. Journal of Clinical Medicine, 11.
Filiberto, A., Loftus, T., Elder, C., Hensley, S., Frantz, A., Efron, P., Ozrazgat-Baslanti, T., Bihorac, A., Upchurch, G., & Cooper, M. (2021). Intraoperative hypotension and complications after vascular surgery: A scoping review.. Surgery.
Trahair, L., Horowitz, M., & Jones, K. (2014). Postprandial hypotension: a systematic review.. Journal of the American Medical Directors Association, 15 6, 394-409.