Habe ich eine Schlafapnoe? Wie lässt sich das Schlafapnoe-Syndrom diagnostizieren?

Schlafapnoe ist nicht nur unangenehm, sondern auch gesundheitsschädlich

Ein gesunder Nachtschlaf zählt neben der Atmung zu den wesentlichsten Voraussetzungen für das Leben. Wir können einige Zeit auf Nahrung verzichten, auf den Schlaf jedoch nur kurz. Das wissen alle, die schon einmal eine Nacht durchgemacht haben. Auch wenn das Gehirn am Tag nach der durchwachten Nacht die Adrenalinproduktion ankurbelt:

Schlafapnoe geht auf Kosten der Leistungsfähigkeit

Es kommt am Tag nach einer schlaflosen Nacht der Zeitpunkt, an dem uns die Müdigkeit übermannt. Menschen mit nächtlichen Atemaussetzern finden selten in einen erholsamen Tiefschlaf. Das Gehirn ist ständig in Alarmbereitschaft und sendet im Ernstfall – also bei einem bedrohlich langen Atemaussetzer – ein Notsignal. Die schlafende Person führt in einem solchen Fall einen meistens lauten, manchmal regelrecht knallenden Atemzug durch. Die Lungenflügel füllen sich schlagartig mit Luft. Und dann beginnt das Erlahmen der Atmung erneut.

Wenn sich die Schlafapnoe zum Schlafapnoe-Syndrom entwickelt, entsteht eine Reihe langfristig bedrohlicher Gesundheitsgefahren wie beispielweise Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, Übergewicht mit im Verlauf möglicherweise auftretender Zuckerkrankheit, Depressionen bis hin zur Libidoeinschränkung oder Impotenz.

Dr. med. Ala Wiener Internistin

Dr. med. Ala Wiener, Internistin, Ärztliche Leitung Facharztzentrum International Frankfurt

Autorin: Dr. med. Ala Wiener

Fachrichtung: Fachärztin für Innere Medizin

Position: Ärztliche Direktion im Facharztzentrum International Frankfurt

Veröffentlichungsdatum: 12. Juni 2020

Nächtliches Schnarchen kann ein Vorbote oder auch schon ein Symptom einer Schlafapnoe sein. Lassen Sie sich besonders dann untersuchen, wenn Sie tagsüber oft ohne ersichtlichen Grund erschöpft und unkonzentriert sind.

Dr. med. Sohil Behjati

Mond Blutmond Nacht

Der Blutmond – ein seltenes Naturphänomen. Weit häufiger ist die Schlafapnoe – ein Gesundheitsrisiko

Eine chronische Sauerstoffunterversorgung ist auch für einen jungen und sonst gesunden Organismus eine schwere Belastung

Der Mensch mit Schlafapnoe wacht nach einer – eigentlich – ausreichend langen Zeit im Bett auf, fühlt sich aber wie gerädert, ist gereizt, kann sich kaum konzentrieren.

Bei diesen 3 für die Schlafapnoe typischen Symptomen sollten Sie aufpassen und näher hinsehen (lassen)

  • Nächtliche Atemaussetzer, die von einem plötzlichen „Befreiungsschnarchen“ unterbrochen werden
  • Chronifiziertes Schnarchen
  • Unerklärliche Müdigkeit tagsüber, obwohl genug geschlafen wurde

Lassen Sie sich – komfortabel im Rahmen der ambulanten Schlafdiagnostik – untersuchen, auch wenn nur eines dieser drei Symptome auftreten sollte.

Obstruktive Schlafapnoe (OSA) und Obstruktives Schlafapnoe-Syndrom (OSAS) – was sind die Unterschiede?

Obstruktive Schlafapnoe und Obstruktives Schlafapnoe-Syndrom sind nicht identisch und sollten auch nicht gleichgesetzt werden.

Was sind die Unterschiede zwischen OSA und OSAS?

Hier erklären wir sie mit wenigen Worten:

  • Der Begriff Obstruktive Schlafapnoe (OSA) steht für die Grunderkrankung. OSA bezieht sich auf den Verschluss der oberen Atemwege während des Schlafes. Die Folge der OSA ist das Absinken des Sauerstoffpartialdrucks im Blut. Mit allen Nebenwirkungen, die damit verbunden sind.
  • Das Obstruktive Schlafapnoe-Syndrom (OSAS) fasst den Symptomkomplex zusammen, der bei OSA-Patienten auftreten kann, aber nicht immer muss: Zu den OSAS-Hauptsymptomen zählen lautes Schnarchen, chronische Tagesmüdigkeit, Leistungsverlust und – im fortgesetzten Stadium auch Antriebsschwäche.

Obstruktive Schlafapnoe und Zentrale Schlafapnoe – was sind die Unterschiede?

Die häufiger diagnostizierte Obstruktive Schlafapnoe unterscheidet sich von der Zentralen Schlafapnoe durch einen wesentlichen Umstand:

  • Bei Obstruktiver Schlafapnoe kommen die Atemaussetzer durch einen mechanischen Verschluss der Atemwege (lat. obstruere: verschließen, versperren).
  • Bei zentraler Schlafapnoe liegen die Atemaussetzer im Gehirn begründet. 

Sehr vereinfacht ausgedrückt könnte man sagen: Bei zentraler Schlafapnoe scheint das Gehirn das Atmen zwischendurch nicht für wesentlich zu halten. Und so kommt es erst bei potentiell bedrohlichem Sauerstoffmangel auf die Idee, einen Not-Atemimpuls (sehr lautes Schnarchen) auszulösen.

Ursachen für das Schlafapnoe-Syndrom

Nächtliche Atemaussetzer können vielfältige Ursachen haben. Oft besteht ein komplexes Geflecht von Wechselwirkungen ungünstiger Faktoren.

Die folgende Aufzählung gibt Ihnen – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – einen kleinen Überblick über mögliche und häufige Ursachen.

  • Übergewicht (Adipositas)
  • Alkoholkonsum
  • Nikotinkonsum
  • Stress und Aufregung – besonders in zeitlicher Nähe zum Nachtschlaf
  • Schlechte Belüftungssituation und / oder überheiztes Schlafzimmer mit trockener Luft
  • Chronische Atemwegserkrankungen
  • Erschlaffung des Gaumensegels während des Schlafes (obstruktive Schlafapnoe)
  • Nasenscheidewandverkrümmung/ -anomalien
  • Gestörte Hirnfunktion (zentrale Schlafapnoe)

Obstruktive Schlafapnoe ist weitverbreitet – und behandelbar

Laut einem englischen Fachartikel bei Pubmed.gov ist die Obstruktive Schlafapnoe eine zunehmend häufige Störung des wiederholten Kollapses der oberen Atemwege während des Schlafes, die zu Sauerstoffentsättigung und Schlafstörungen führt.

Zu den Merkmalen gehören Schnarchen, Apnoen und Schläfrigkeit. Die Pathogenese [Erklärung: individuelle Entstehungsgeschichte der Erkrankung] variiert.

Zu den prädisponierenden [Erklärung: die Entstehung der Erkrankung begünstigenden] Faktoren gehören ein kleines Lumen [Anmerkung: Raum, der für die Atmung zur Verfügung steht] der oberen Atemwege, eine instabile Atemkontrolle, eine niedrige Erregungsschwelle, ein kleines Lungenvolumen und dysfunktionelle Dilatatormuskeln der oberen Atemwege.

Risikofaktoren sind Fettleibigkeit, männliches Geschlecht, Alter, Wechseljahre, Flüssigkeitsretention, adenotonsilläre Hypertrophie und Rauchen.

Obstruktive Schlafapnoe verursacht Schläfrigkeit, Verkehrsunfälle und wahrscheinlich systemischen Bluthochdruck. Die Schlafapnoe wird häufig auch mit Myokardinfarkt, Herzinsuffizienz, Schlaganfall und Diabetes mellitus in Verbindung gebracht.

Kontinuierlicher positiver Atemwegsdruck ist die Behandlung der Wahl mit einer Adhärenz [Erklärung: Bereitschaft der Patienten zur Mitarbeit] von 60-70%. Bei Patienten, die einen kontinuierlichen positiven Atemwegsdruck nicht vertragen, kann ein zweistufiger positiver Atemwegsdruck oder eine adaptive Servobeatmung angewendet werden. Andere Behandlungen umfassen zahnärztliche Geräte, Operationen und das Senken des Körpergewichts.

Wann Sie den Verdacht auf das Schlafapnoe-Syndrom haben und zum Arzt gehen sollten

Selbstverständlich sollen Sie nicht erst dann zum Arzt gehen, wenn sich die Anzeichen für eine Schlafapnoe verdichten.

Hellhörig werden sollten Sie auch zwischen den regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen:

  • … wenn Sie sich über einen längeren Zeitraum ohne erkennbaren Ansatz dauernd wie gerädert fühlen
  • … wenn Sie tagsüber sekundenweise einnicken
  • … wenn Sie sich nicht konzentrieren können und unerklärliche Fehler machen
  • … wenn Ihre Partnerin / Ihr Partner über lautes Schnarchen klagt – oder wenn Sie Sätze hören wie: „Man meint manchmal nachts, du erstickst, weil du zwischendurch lange gar nicht atmest …“

Sprechen Sie uns an. Wir können – zu Hause bei unseren Patienten im Rahmen der ambulanten Schlafdiagnostik – schon nach einer einzigen Nacht eine solide Aussage treffen, ob eine Schlafapnoe wahrscheinlich ist und welche weiteren Schritte zu gehen sind.

you're currently offline